• Home / Was ist Kreativität und kann man sie erlernen?

Was ist Kreativität und kann man sie erlernen?

Zu früheren Zeiten glaubte die Menschheit noch daran, dass Inspiration eine Eingebung des Göttlichen sei. Im antiken Griechenland sprach man von einem Zustand der Verrücktheit, in dem man die Gedanken der Götter empfange. Der Kuss einer Muse wurde sehnsüchtig von Dichtern, Künstlern und Musikern erwartet. Lange glaubte man, dass der Ursprung von Inspiration nicht erklärbar sei. Das ist heutzutage nicht mehr so. Wissenschaftler glauben schon lange nicht mehr daran, dass Ideen und Einsichten von „oben“ kommen. Was der kreative Mensch als spontanen Einfall wahrnimmt, ist das Ergebnis harter, aber unbewusst ablaufender Hirnarbeit. 

Der Begriff Kreativität ist von dem lateinischen Wort creare abgeleitet, welches zeugen, gebären, schaffen oder erschaffen bedeutet. Demnach ist Kreativität ein Prozess, der sich entwickelt und entfaltet und der bereits Ursprung und Ziel in sich trägt. Kreativität ist so alt wie die Menschheit selbst, aber wurde für eine sehr lange Zeit nur mit den „schönen Künsten“ in Verbindung gebracht. Es wurde ihnen etwas Außergewöhnliches und Mystisches zugeschrieben.

Viele glauben heute dennoch, dass das wissenschaftliche Wirken nichts mit Kreativität zu tun habe, sondern andere Fähigkeiten dafür verantwortlich seien. Doch jedes Individuum kann kreativ und schöpferisch sein. Während der Künstler Interpretationen imaginärer Dinge, Beziehungen oder Werte als Ziel hat, hat der Wissenschaftler die Aufgabe, neue Tatsachen und Prinzipien zu entdecken.

Dennoch hat der Blick der Gesellschaft die Macht darüber, was als kreativ bzw. nicht kreativ angesehen wird. Etwas ist nur dann kreativ, wenn es einen besonderen Wert für die individuelle Domäne aufweist. Das Phänomen Kreativität wird von Wissenschaftlern unterschiedlich aufgefasst. Es ist schwierig einen gemeinsamen Nenner zu finden, da Kreativität von sehr vielen Blickwinkeln betrachtet und analysiert werden kann wie beispielsweise anhand der Persönlichkeitsentwicklung, Prozesse, die zu einer Lösung eines bestimmten Problems führen, der Hirnfunktion und sogar anhand von psychischen Erkrankungen.

 

Ist es möglich, Kreativität zu erlernen? 

Bei der Frage, ob man Kreativität erlernen oder anerziehen kann, scheiden sich bis heute die Geister. Während einige Wissenschaftler sagen, es wäre eine Frage des Charakters, behaupten andere, es läge an den Umständen, in denen sich das Individuum befindet. Lange hielt man Kreativität für eine Gabe, die nicht jeder hat. Heute ist es realistischer zu glauben, dass es anerziehbar ist.

Der Einfluss der Eltern spielt eine große Rolle bei dem Erlernen von Kreativität. Sie sorgen dafür, dass beim Kind das Interesse für Dinge geweckt wird, welches sie somit fortlaufend steuern können. Professor für Psychologie Mihaly Csikszentmihalyi ist der Meinung: „Manchmal liegt der einzige Beitrag der Eltern zur geistigen Entwicklung des Kindes darin, dass sie es wie einen gleichwertigen Erwachsenen behandeln.“  Wenn die Eltern ihrem Kind zuhören und es ernst nehmen, fördert dies die kreative Entwicklung des Kindes.

Werden die Fantasien des Kindes schon frühzeitig unterdrückt und Verbote erteilt, weil das Kind sich nicht seinem Alter entsprechend benimmt, wird die Kreativität gehemmt. Die israelische Psychotherapeutin Erika Landau hatte dafür folgende Begründung: „Das Kind könnte versagen und dadurch frustriert werden. Das Zurückhalten vom Tun ist nicht zweckmäßig, denn ein Problem taucht nur dann auf, wenn die Mittel zur Lösung fehlen. Ohne Problem keine Frustration. Andererseits muss Frustration nicht immer schädlich sein, denn sie kann auch als Herausforderung wirksam sein. Und ohne Herausforderung keine Kreativität!“

Nicht nur die Unterstützung der Eltern ist wichtig in der Erziehung von Kreativität. LehrerInnen können diese ebenfalls unterstützen und fördern. Den SchülerInnen muss der Freiraum zum eigenständigen Denken überlassen werden, denn nur so entsteht die Übung darin kreativ zu denken und es zu lernen. Zusätzlich muss das Selbstbewusstsein der SchülerInnen gestärkt werden und es müssen ihnen ihre Perspektiven und Fähigkeiten deutlich aufgezeigt werden. Es müssen Fragen gestellt werden dürfen ohne belächelt oder nicht ernst genommen zu werden. 

Robert W. Weisberg, Professor für Psychologie an der Temple-University von Philadelphia, berichtet in seinem Buch Kreativität und Begabung über bestimmte Theorien zur Berechnung von Persönlichkeitsmerkmalen eines Genies. Folgende Punkte bringt er hervor:

 

1. Das Isolieren übereinstimmender Persönlichkeitsmerkmale von verschiedenen kreativen Personen würde verdeutlichen,  welche Personen das Potential besitzen kreativ zu arbeiten. Dieses Potenzial wäre dann wiederum bei Kindern durch bestimmte Persönlichkeitstests messbar und bei denjenigen, bei denen die Anzeichen des Genies am stärksten auffällig wären. Somit könnten sie dann systematisch gefördert werden, z.B. mit Hilfe von Bildungsprogrammen.

 

2. Das Erkennen von bestimmten Merkmalen kreativer Erwachsenen könnte dazu genutzt werden, die Kreativität von anderen Personen durch pädagogische Maßnahmen zu erhöhen.

 

3. Das Isolieren und Bestimmen von Persönlichkeitsmerkmalen kreativer Individuen, welche durch bestimmte Erziehungsmethoden hervorgebracht wurden, könnte man dann an Eltern weitergeben und diese somit an ihre Kinder, um deren Merkmale zu fördern.

 

Auch wenn die Wissenschaft schon zahlreiche Theorien und Studien zur Erklärung der Funktionsweise des Phänomens Kreativität hervorgebracht hat, endet es grundsätzlich mit einem „aber“. Unsere Persönlichkeit spielt eine sehr bedeutende Rolle: durch die Erfahrungen, die wir machen, durch das Umfeld in dem wir leben und durch das, was die Zeit, in der man lebt, für Nachfragen bereit hält. Auch biologische Verbindungen im Gehirn könnten für das Können und die Bereitschaft an Kreativität verantwortlich sein. Doch eines ist sicher: Solange es ein Problem gibt, welches einer Lösung bedarf, wird es immer kreative Menschen geben und brauchen.

 

 

 

 


Headerbild: https://www.shutterstock.com/de/g/yarruta

 


Diesen Artikel teilen

Über den Author
User pic
Leah
Liebe Community, mein Name ist Leah und ich freue mich euch wissenswerte Beiträge zu aktuellen Themen zu liefern, die informieren und zum Nachdenken anregen.
Jetzt zum Newsletter anmelden

Weitere Artikel