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B-Ware hoch im Kurs – worauf Du beim Verkauf achten solltest
B-Ware ist ein recht alter Begriff, der in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung zugenommen hat. Denn auf der einen Seite werden die Themen Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung von Jahr zu Jahr wichtiger, auf der anderen Seite ist das Phänomen B-Ware auch ein Ausdruck unserer bisherigen Online-Konsum- und Retouren-Kultur. Daher lohnt sich zunächst ein Blick auf die genaue Definition, damit Du weißt, inwieweit Du davon betroffen bist.
Was ist B-Ware genau?
Bei B-Ware handelt es sich um sogenannte Artikel zweiter Wahl, die im Vergleich zu Artikel erster Wahl, Mängel aufweisen können. Diese können ganz unterschiedlich ausfallen und sind hauptsächlich optischer Natur (z.B. fehlerhafter Ausdruck, leichte Kratzer oder fehlerhafte Nähte). Die einwandfreie Funktionsweise darf dadurch nicht beeinträchtigt werden. Oft handelt es sich bei B-Ware auch um überprüfte Retouren-Artikel oder Einzelstücke, die z.B. vor Ort im Laden ausgestellt wurden. Zudem werden Artikel dazu gezählt, die z.B. aufgrund des Transports oder unsachgerechter Lagerung Beschädigungen an der Verpackung vorweisen.
Viele der großen Online-Händler haben mittlerweile spezielle Verkaufsbereiche, in denen B-Ware gekauft werden kann. Abhängig von der Schwere der Beschädigung/Abnutzung werden solche Artikel mit bis zu 50% Rabatt verkauft. Spezifische Unterschiede richten sich meist nach der Produktsparte, bei technischen Geräten fällt der Rabatt geringer aus als bei z.B. Kleidung.
2014 urteilte das Oberlandesgericht Hamm (Az. 4 U 102/13), dass B-Ware nicht mit Gebrauchtware gleichzusetzen ist, da Gebrauchtware voraussetzt, dass ein Artikel "bestimmungsgemäß" verwendet wurde. Dies hat große Auswirkungen auf die Gewährleistungsfrist, die Du als Händler für B-Ware geben musst.
Leider sind hier die Grenzen bei vielen Online-Händlern sehr schwammig. Oft wird z.B. auch generalüberholte Ware — vor allem bei Elektronik-Artikeln — als B-Ware bezeichnet.
Für Deine KundInnen ist es an dieser Stelle sehr wertvoll, wenn sie aus der Produktbeschreibung genau erfahren können, was sie kaufen werden.
Gewährleistung und Widerrufsrecht
Einige Händler versuchen, bei B-Ware die Gewährleistungsfrist von 24 Monaten auf 12 Monate zu verkürzen. In Anbetracht des Urteils des Oberlandesgerichts würdest Du damit jedoch ein großes Risiko eingehen. B-Ware unterscheidet sich von Gebrauchtware eben dadurch, dass sie wenig bis gar nicht benutzt wurde und dadurch das Sachmängelrisiko nicht erhöht wird.
In Bezug auf das Widerrufsrecht beim Online-Verkauf unterscheidet sich B-Ware nicht von A-Ware. Es gibt bestimmte Sonderfälle, die zum Ausschluss des Widerrufsrechts führen können (z.B. kundenspezifische Herstellung, verderbliche Waren etc.), jedoch muss das bereits für die A-Ware gelten.
Worauf Du für einen erfolgreichen Verkauf achten solltest
Der Handel mit B-Ware kann einige Fallstricke mit sich bringen. Denn im Gegensatz zur Neuware unterscheiden sich diese Artikel mitunter stark voneinander. Und da Deine KundInnen vor dem Kauf möglichst viel Transparenz brauchen, in welchem Zustand sich der jeweilige Artikel befindet, kann dies für Dich zu enormen Aufwand führen. Je weniger sie konkret über den Artikel wissen, den sie nach Hause geliefert bekommen, desto weniger bereit sind sie, hohe Beträge zu zahlen.
Daher gilt es, die richtige Balance zu finden zwischen dem Detailgrad der Mängelbeschreibung und der Preissetzung. Gerade wenn Du viele gleiche Artikel verkaufst, kann es sich lohnen, allgemeine Mängelkategorien anzugeben und die B-Ware danach grob einzuordnen (die meisten größeren Online-Händler gehen diesen Weg). Verkaufst Du hingegen besonders hochwertige und damit hochpreisige B-Ware-Artikel in geringer Stückzahl, kann sich eine genaue Beschreibung der Mängel lohnen, da Deine KundInnen dann deutlich näher am A-Ware-Preis einkaufen. Zusätzlich wird es hierbei weniger Rückmeldungen und Rücksendungen geben, da sie nicht negativ überrascht werden können wie bei Artikeln, deren Mängelbeschreibung sehr allgemein gehalten wird.
Vorsicht! Retouren-Falle:
Ein wichtiger Aspekt wurde bisher noch nicht betrachtet: Auf welche Weise erhältst Du B-Ware für Dein Lager? Kaufst Du speziell solche Artikel ein, um sie weiterzuverkaufen? Oder entsteht sie durch ein hohes Aufkommen an Retouren?
Auch wenn B-Ware mittlerweile nicht mehr verschrien wie früher ist und es so einfach wie noch nie ist, diese zu annehmbaren Preisen wieder zu verkaufen, solltest Du immer auch im Blick haben, wie hoch Dein Retouren-Aufkommen ist. Jeder Artikel, den Du neu verkaufen kannst, bringt Dir deutlich mehr Gewinn als Rücksendungen, die Du erneut verkaufen musst. Daher kann es nicht nur sinnvoll sein, den B-Ware-Verkauf zu optimieren, sondern auch den A-Ware-Verkauf. Je klarer Du weißt, was Deine KundInnen brauchen, desto besser kannst Du Produkte verkaufen, die auch dort bleiben, wo sie hingeschickt werden:
Bei Deinen KundInnen.
Fazit:
Der Handel mit B-Ware bietet gute Möglichkeiten, Ressourcen zu schonen und überfüllte Lager zu entlasten. Gleichzeitig benötigt es auch einen gewissen Aufwand, um solche Artikel auch gewinnbringend und effektiv wieder zu verkaufen. Je strategischer Du vorgehst, desto mehr kannst Du damit eine zusätzliche Einnahmequelle generieren.
Dein Andreas
Quellen:
Titelbild: https://www.shutterstock.com/de/image-vector/return-damaged-goods-vector-illustration-broken-1681439590
https://praxistipps.chip.de/was-ist-b-ware-einfach-und-verstaendlich-erklaert_47403
https://www.netzwelt.de/news/181181-refurbished-b-ware-vorfuehrgeraet-unterschiede-moegliche-fallstricke.html
https://www.ratgeberrecht.eu/wettbewerbsrecht-aktuell/b-ware-ist-nicht-gebrauchtware.html
https://unternehmer.de/verkaufen/277083-handel-mit-b-ware
https://www.apt-shop.de/handel-mit-b-ware-wie-ist-das-mit-der-gewaehrleistung/
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