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Nachhaltige Wassernutzung
Es heißt nicht umsonst „Wasser ist Leben“. Der menschliche Körper besteht je nach Alter zwischen 50 und 80% aus Wasser und unsere Erde weist, unabhängig von den für Menschen nicht verfügbaren polaren Eismassen und Salzwasser, 12.000 Kubikkilometer Trinkwasser auf. Klingt erstmal ziemlich viel und genau so leben wir auch. In regenreichen Ländern wie Deutschland, scheint es mehr als genug für alle zu geben. Umweltschützer warnen dennoch vor dem verschwenderischen Umgang mit dem kostbaren Element. Einige Menschen in Deutschland versuchen bewusst Wasser zu sparen, indem sie beispielsweise Spartasten an Toiletten installieren oder wassersparende Duschköpfe verwenden. Im gleichen Atemzug erleben wir hierzulande aber auch Verschwendung und rücksichtslose Schadstoffeinleitungen. Ein nachhaltiger Umgang mit Wasser wird durch mangelnde Achtsamkeit, kurzfristig ausgerichtetes Nutzungsinteresse und die Komplexität der Prozesse des "Verbrauchs" von Wasser behindert.
Ist Wassersparen wirklich sinnvoll?
Auch wenn unser Gewissen erstmal zu „ja“ tendiert, sind manche Experten & Expertinnen der Wasserwirtschaft anderer Meinung. Da das Wasser- und Abwasserleitungsnetz auf größere Mengen ausgelegt ist, könnte die Fließgeschwindigkeit, vor allem die des Abwassers, so gering werden, dass die Leitungen verstopfen könnten. Zudem scheint die verfügbare Wassermenge in Deutschland mehr als ausreichend und unser Wassersparen für das Beheben der Wasserknappheit in bedürftigen Ländern irrelevant zu sein. Dennoch kann niemand bisher die Folgen des Klimawandels zuverlässig vorhersagen. Dies gilt beispielsweise für die Folgen des allmählichen Schmelzens der Berggletscher. Bislang haben sie im Winter eine große Menge Wasser in Form von Eis und Schnee kombiniert, während im Sommer kontinuierlich Schmelzwasser in den Fluss freigesetzt wurde. Gletscher haben daher eine ausgleichende Funktion für Flüsse und Bäche. Wenn diese Pufferzone verschwindet, führen starke Regenfälle in Berggebieten zu vermehrten Überschwemmungen in stromabwärts gelegenen Flüssen. In der Regel führt dies im Sommer zu längeren Wassermangelperioden. Dies hat Auswirkungen auf die Bildung von Grundwasser in Küstennähe. Es sollte auch berücksichtigt werden, dass die Verschmutzung in vielen oberflächennahen Grundwasserleitern zunimmt, hauptsächlich aufgrund der industriellen Bodenverschmutzung, sowie der Nitrate und Pestizide in der Landwirtschaft. Daher wird empfohlen, niedrige Grundwasserreserven zu schützen.
Darüber hinaus wurde dem engen Zusammenhang zwischen Wasser- und Energieverbrauch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die Deutschen duschen gerne warm. Vor der Verwendung wird Wasser für alle möglichen Zwecke erst erhitzt. Durch Baden, Duschen und Körperhygiene, kann Brauchwasser erheblich eingespart werden, da 36 % des Trinkwassers für diesen Zweck verwendet werden. Toilettenspülungen machen 27 % des Verbrauchs aus. Wassersparendes Zubehör spart effizient und gehört heute in den meisten Neubauten zur Norm. Das Einsparen hilft, dieses essentielle Lebenselixier nachhaltig zu lagern und Kosten zu senken. Dieses Verbrauchsverhalten kann dann auch die Grundlage für die allmähliche Anpassung des Leitungsnetzes an den reduzierten Verbrauch bilden.
In vielen Entwicklungsländern ist die Wassersituation jedoch äußerst ernst. Immer mehr Länder sind dem Druck der Wasserknappheit ausgesetzt, welches vor allem in Afrika eine Verschärfung von internen sozialen Konflikten zwischen den Ackerbauern und Viehzüchtern zur Folge hat. Auch die Spannungen hinsichtlich der Verteilung der Wasserressourcen in grenzüberschreitenden Gewässern nehmen zu. Beispielsweise zwischen den elf an den Nil angrenzenden Ländern und seinen Nebenflüssen. Trotzdem ist die Wasserverschwendung in vielen Entwicklungsländern immer noch sehr schwerwiegend. Dies liegt hauptsächlich daran, dass ein Drittel oder sogar fast die Hälfte des Leitungswassers austritt, bevor es den Verbraucher erreicht. Gleichzeitig versuchen viele Städte auf der Südseite des Erdballs, genau diese Verluste durch neue Leitungsnetze drastisch zu reduzieren. Glücklicherweise werden in wasserarmen Ländern zunehmend Spartechniken in Wasserhähnen und Toiletten eingesetzt. Es würde ein falsches Bild liefern, wenn Deutschland in dieser Situation seine Bemühungen reduzieren oder gar aufgeben würde.
Dann wäre da noch der „virtuelle“ Wasserverbrauch
An diesen Begriff denkt man, wenn man das Wort „Wasserverbrauch“ hört, im ersten Moment wahrscheinlich nicht, bzw. hat ihn vielleicht auch noch nie gehört. 4.000 Liter Wasser pro Tag – das ist der durchschnittliche "virtuelle" Wasserverbrauch pro Bundesbürger. Mit "virtuell" ist die Menge an Wasser gemeint, die benötigt wird, um alle Waren zu produzieren, die wir jeden Tag verbrauchen. Für die Herstellung eines Kilogramms Rindfleisch werden beispielsweise mehr als 15.000 Liter Wasser benötigt. Dies umfasst den Wasserverbrauch von Nutztieren während ihres Lebens, das für die Futtermittelherstellung benötigte Wasser und den Verbrauch des Schlachthofes. Der "Wasser-Fußabdruck" eines Kilogramms Mais beträgt 900 Liter, einer Tasse Kaffee 140 Liter, einer Jeans 11.000 Liter und der eines Autos 400.000 Liter! Die sind Zahlen, die einem den Mund offen stehen lassen.
Nachdem der virtuelle Wasserbedarf vieler Produkte berechnet wurde, müssen jedoch viele weitere Faktoren bei der Bewertung berücksichtigt werden. Beispielsweise macht es einen Unterschied, ob Tee in regenreichen Gebieten oder in wasserarmen Ländern angebaut wird. Es hängt auch davon ab, ob das Wasser nach dem Gebrauch wieder in die Natur abgegeben wird, beispielsweise von vielen indischen Farbstoff-Fabriken stark verschmutzt ist, oder fast keine Schadstoffe wie beim biologischen Reisanbau enthält. Natürlich können wir mit bloßem Auge nicht erkennen, wie viel virtuelles Wasser in einem Produkt steckt. Aber ein wenig bewusster einkaufen, wie z. B. öfter mal regional und saisonal oder seinen Fleischkonsum zu reduzieren, könnte schon einiges an virtuellem Wasser einsparen. Denn auch wenn wir hier zu Lande noch keine großen Bedenken haben müssen, sollten wir uns ab und zu vor Augen führen, welches Privileg uns gegeben ist, in die Küche zu gehen und den Wasserhahn aufzudrehen zu können.
Ihre Leah
Quelle: https://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/wasser-sparen-umwelt100.html
Bildquelle: shutterstock/SewCrew.com
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