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Zwangserkrankungen und wie sie den Tag beeinflussen
Noch einmal kontrollieren, ob die Haustür abgeschlossen ist. Noch einmal hoch in die Wohnung und schauen, ob man den Herd auch wirklich aus gemacht hat. Schon fünfmal wurde dies kontrolliert. Der „normale“ Alltag einer Person mit einer Zwangserkrankung. Sie wissen, dass ihr Verhalten merkwürdig ist, können jedoch die Zwänge nicht unterdrücken. Ihr Alltag ist geplagt von ständigen Kontrollen, die mehrfach ausgeführt werden müssen. Sie schämen sich für ihr Verhalten und verstecken sich vor der Umwelt. Doch die Zwänge werden immer schlimmer. Jeder von uns hat bestimmte Marotten oder Eigenheiten, wie zum Beispiel auf „Holz zu klopfen“ oder eine ganz bestimmte Ordnung am Schreibtisch zu haben. Doch diese Erkrankung geht weit darüber hinaus.
Wann genau liegt eine Zwangserkrankung vor?
Eine Zwangsstörung liegt vor, wenn die Betroffenen
- stark unter ihrem Verhalten leiden
- sehr viel Zeit durch die Zwänge verlieren
- stark in ihrem Alltag beeinträchtigt sind
- ihr Zwangsritual als sinnlos und beeinflussbar ansehen
- Anspannung und Angst verspüren, wenn sie ihren Zwängen nicht nachgehen
Es gibt verschiedene Formen der Zwangserkrankung. Man unterscheidet zwischen Zwangsvorstellungen, Zwangsgedanken und Zwangshandlungen.
Zwangsvorstellungen und Zwangsgedanken
Neben dem Kontrollzwang, treten Zwangsgedanken sehr häufig auf. Beispielsweise könnte eine Frau die Vorstellung haben, ihren Mann umbringen zu können. Natürlich ist sie selber geschockt über diese Vorstellung, weil sie eigentlich ein friedvoller Mensch ist. Aus Angst davor ihrem Mann etwas anzutun, schließt sie jegliche Form einer Waffe wie Messer, Scheren, etc. weg und geht diesen Gegenständen bewusst aus dem Weg. Andere Betroffene geben Zahlen eine magische Bedeutung, wie zum Beispiel die Zahl drei. Sie müssen dann bestimmte Zwangshandlungen dreimal oder ein vielfaches davon ausführen: 6, 9, 12 Mal usw., sonst denken sie, dass ihnen etwas schlimmes passiert. Eine weitere Form der Zwangsgedanken sind Grübelgedanken. Betroffene haben dann die Vorstellung, sie würden irgendwann an einer Krankheit versterben oder haben Angst davor, beim Autofahren jemanden aus Versehen zu töten. Immer wieder grübeln sie darüber nach.
Zwangshandlungen
Bei Zwangshandlungen haben die Betroffenen häufig einen Ordnungszwang. Dabei müssen sie ständig Dinge in ihrer Umgebung ordnen wie zum Beispiel Bücher, ihren Kleiderschrank, Schuhe, usw. Sie verbringen teilweise Stunden damit, alles zu ordnen und zu sortieren nach festgelegten Prinzipien und Regeln. Eine weitere häufige Form der Zwangshandlung, ist der Kontrollzwang, bei dem die Betroffenen mehrmals kontrollieren müssen, ob beispielsweise der Stecker des Haarföhns noch in der Steckdose ist oder ihre Fliesen im Bad zählen müssen, um zu schauen ob noch alle vorhanden sind.
Weitere Kontrollzwänge können sich auch auf die Ernährung auswirken, wenn zum Beispiel Betroffene ihr Essen stark kontrollieren müssen; dies kann zu Magersucht oder anderen Essstörungen führen. Der Wasch- und Reinigungszwang gehört ebenfalls zu den häufigsten Zwangsstörungen. Betroffene verbringen Stunden damit, alles zu putzen oder ständig ihre Hände zu waschen. Sie gehen deshalb oft in Frührente, da sie große Probleme mit ihrer Umwelt haben und sich vor Bakterien und Keimen stark ekeln.
Wer bekommt eine Zwangserkrankung?
Zu hundert Prozent kann man das nicht sagen, allerdings ist es sicher, dass sein Ursprung in der Kindheit liegt. Wer schon in frühen Jahren mit Perfektionismus, extreme Leistungsanforderungen, Kritik und Vorwürfen zu tun hat, kann er dann als Erwachsener stark verunsichert sein. Bestimmte traumatische Erlebnisse, wie zum Beispiel der Tod eines geliebten Menschen, Trennung des Partners und Überforderung können dazu führen, dass die Betroffenen sich gegen alles absichern wollen, da für sie das Leben gefährlich ist und sie Menschen misstrauen.
Was kann man dagegen tun?
Das ist ganz abhängig davon, wie schwerwiegend die Erkrankung ist. Manchmal reicht eine Anleitung zur Selbsthilfe, um eine Verbesserung zu erzielen und manchmal benötigen die Patienten eine Psychotherapie. Die Verhaltenstherapie ist bei chronischen Zwangshandlungen und Zwangsgedanken am wirkungsvollsten. Dazu gehört es, dass sich die Betroffenen ihren Ängsten stellen und so versuchen damit umzugehen. Das ist selbstverständlich für den Patienten sehr stressig und mit viel Angst und Überwindung verbunden. Teilweise werden ebenfalls Medikamente zur Behandlung, wie Antidepressiva, zeitweise verordnet.
Psychische Erkrankungen sind für viele Menschen, die gesund sind, nicht nachvollziehbar oder unterstellen Betroffenen häufig, sich alles nur einzubilden. Dies kann bei den Erkrankten noch mehr Schaden anrichten. Psychische Erkrankungen müssen ernst genommen und nicht tot geschwiegen werden, damit sich die Betroffenen nicht voller Scharm zurückziehen, sondern sich Hilfe holen und weitgehend ein normales Leben führen können.
Ihre Leah
Quelle: https://www.schoen-klinik.de/zwangsstoerungen
https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/erkrankungen/zwangserkrankungen/was-sind-zwangserkrankungen/
Bildquelle: GaudiLab/Shutterstock.com
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