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Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz – Risiko für Unternehmenserfolg

Ein Großteil der deutschen Arbeitnehmer:innen sind über 50. Und obwohl sie einen so großen Teil des Arbeitsmarktes ausmachen, wird ihnen das Alter im Bewerbungsverfahren oftmals zum Verhängnis. Laut WHO erfährt durchschnittlich jede:r Fünfte in Deutschland Diskriminierung aufgrund des Alters. Studien zeigen negative Auswirkungen auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit älterer Mitarbeiter:innen, sowie auf den Unternehmenserfolg und den Wissensaustausch mit jüngeren Mitarbeitern:innen.

Altersdiskriminierung in der Arbeitswelt zeigt sich auf unterschiedliche Art. Die Betroffenen erleben häufig altersbezogene Beleidigungen, oder sie werden schlichtweg bei Bewerbungsverfahren aufgrund des höheren Alters prompt aussortiert. Bei Weiterbildungsmöglichkeiten sieht dies nicht anders aus. Keine Frage also, dass sich Stress bei den Betroffenen breitmacht. Darauf folgen dann eine verminderte Selbstwirksamkeit, eine geringere Produktivität und Belastbarkeit. Soziale Isolation kann ebenfalls die Folge sein, was sich negativ auf die berufliche Leistungsfähigkeit auswirken kann.

In einer wissenschaftlichen Studie der Universitäten Bayreuth und Wisconsin-Madison fand man heraus, dass Arbeitnehmer:innen die aufgrund ihres Alters diskriminiert und benachteiligt werden, mit hoher Wahrscheinlichkeit die emotionale Bindung zum Unternehmen verlieren. 1255 Beschäftigte aus sechs großen deutschen Unternehmen nahmen an der Studie teil. Die Hälfte von ihnen war zwischen 30 und 40 Jahren, die restlichen Teilnehmer:innen zwischen 50 und 60 Jahren alt. Beide Altersgruppen waren sich darin einig, dass wenn sie sich in einem Unternehmen aufgrund ihres Alters diskriminiert fühlen, ihre emotionale Bindung an das Unternehmen geschwächt wird. Dies ist bei älteren Arbeitnehmern:innen stärker ausgeprägt als bei jüngeren.

Anstatt die gestiegene Lebenserwartung und die verbesserte Agilität älterer Menschen als Chance zu sehen, wird „alt werden“ oft nur mit Gebrechlichkeit, Inaktivität und erhöhten Kosten in Verbindung gebracht. Dabei kann sich Deutschland diese Einstellung alleine volkswirtschaftlich nicht leisten. Es herrscht immer noch Fachkräftemangel – im August 2022 waren so viele Stellen unbesetzt wie noch nie.

Oftmals werden älteren Arbeitnehmern:innen ein Mangel an digitalen Kompetenzen nachgesagt, und selbstverständlich sind diese wichtig. Doch auch heute noch ist nicht jedes Unternehmen auf eine komplette Digitalisierung angewiesen. Große Firmen haben zudem die Kapazitäten, Schulungen anzubieten, um eventuelle Prozesse zu digitalisieren – und die Basiskenntnisse dafür, dürften in jeder Altersgruppe vorhanden sein. Schließlich existieren das Internet, Computer und auch Social Media schon seit vielen Jahren.

Doch abgesehen vom Beheben möglicher Defizite, ist doch das Know-how, was ältere Mitarbeiter:innen an ihre jüngeren Kollegen:innen weitergeben können, entscheidend. Schließlich verfügen doch gerade sie über jahrzehntelange Erfahrung und reichlich Wissen. Während junge Bewerber:innen mit teilweise utopischen Anforderungen zu kämpfen haben, wird genau dieses Wissen der Älteren nicht geschätzt und als wertlos betrachtet. Diese Mentalität und das ungenutzte Potenzial schaden auf lange Sicht unwillkürlich dem Unternehmenserfolg.

Jung und Alt können von diesem Phänomen betroffen sein. Wichtig ist, offene Diskussionen über Altersdiskriminierung in Unternehmen zu führen, um ihnen entgegenzuwirken. Wenn Fachkräfte jeden Alters berücksichtigt werden, könnte der Personalmangel zumindest ein stückweit gemildert werden. Zudem wären frühe und kontinuierliche Weiterbildungen ein Weg, um möglichen Defizite vorzubeugen.

 

 


Bildquelle: https://www.shutterstock.com/de/g/fizkes


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