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Fehlerkultur in Deutschland: Wie wir uns verändern müssen

Speziell bei uns in Deutschland gilt Scheitern, anders als in den USA, immer noch als Schwäche. Fehler gehören zum Fortschritt und Wandel dazu, denn wer ist denn ohne Fehler? Um wichtige Lerneffekte zu erzielen, sollte man die Fehler natürlich analysieren. Bei uns hier in Deutschland herrscht leider noch die „Er oder Sie war’s!“-Kultur. Der Schuldige muss gefunden werden und mit dementsprechenden Konsequenzen rechnen.

Unternehmen und besonders Führungsetagen haben noch einen sehr langen Weg vor sich. Sie müssen Scheitern als positiv und als Möglichkeit zum Lernen und Wachsen ansehen. Dies zeigt auch eine Studie des Lüneburger Arbeits- und Unternehmenspsychologen Prof. Dr. Michael Frese: Denn er startete einen Vergleich der Fehlertoleranz in 61 Ländern. Deutschland belegte Platz 60 – ein eindeutiges Zeichen, dass wir in Punkto positiver Fehlerkultur definitiv noch einiges nachzuholen haben.

USA als Vorreiter

Dabei kann es auch ganz anders aussehen: Nämlich dann, wenn die Fehler wirklich achtsam aufgearbeitet werden und daraus Learnings für die Zukunft entstehen. Im Silicon Valley finden seit 2009 regelrechte Konferenzen, „FailCons“, statt, die sich mit den Misserfolgen von Unternehmen auseinandersetzen wie z.B. bei dem PayPal Erfinder Max Levchin. Auch er musste zunächst einige Niederlagen einstecken. Genauer gesagt scheiterten unter ihm drei Unternehmen, die er gegründet hatte, bevor er erfolgreich wurde. Er selbst spricht offen über seine Misserfolge: „Ich habe mich rasch erholt, und das vierte Unternehmen überlebte bereits. Nummer fünf war dann Paypal.“ Viele der Gründer aus dem Silicon Valley hatten vor ihrer Idee, mit der sie durchgestartet sind, häufig erst mal eine Bruchlandung. Sie haben aus ihren Fehlern gelernt und daran gearbeitet.

Deutschland: Wir sind fehlerfrei?

In Deutschland ist von dieser Mentalität leider nichts zu spüren. Noch nicht einmal Politiker können hier offensichtliche Fehler zugeben. Bestes Beispiel ist hierfür Gerhard Schröder: Er schaffte es nach seiner Niederlage bei der Wahl 2005 seinen Misserfolg bei der Elefantenrunde tatsächlich in Erfolg umzuwandeln und das vor dem gesamten Fernsehpublikum. In der deutschen Unternehmenswelt sieht es nicht anders aus: Man denke z.B. an VW und die Diesel-Affäre. Fehler anzusprechen oder gar zuzugeben kommt nicht infrage, denn ansonsten leidet die eigene Karriere. Doch wie soll man aus Misserfolgen lernen, wenn man sich die gemachten Fehler nicht eingesteht?

Fehler als Chance betrachten – aber wie?

Ein Wandel weg von der Schuldkultur hin zu einer Lernkultur ist hier notwendig. Ansetzen sollte man bei der Unterscheidung von Fehlverhalten, was meist auf eine unangebrachte, persönliche Einstellung zurückzuführen ist, und Fehlern, an denen man arbeiten und wachsen kann. Klassisches Fehlverhalten muss erkannt und auch maßgeregelt werden. Fehler dagegen markieren oft Probleme im Prozessablauf oder in der Kommunikation. Genau aus diesem Grund können sie wirklich zur Weiterentwicklung und Optimierung beitragen, egal ob in der Führungsetage oder in einer anderen Abteilung.

Innovationen dank Fehler

Ohne Risikobereitschaft, Kreativität und Mut zur Veränderung kann es keine Innovationen geben. Dass dabei häufiger Fehler gemacht werden oder eine komplette Bruchlandung hingelegt wird, ist selbstverständlich. Gerade hier wäre es wichtig, dass die kreativen Köpfe des Unternehmens nicht darum fürchten müssen bestraft zu werden, wenn sich ihre Ideen doch mal als Irrweg herausstellen. Die Leistung eines Einzelnen allein mit Blick auf seine Fehlerquote zu beurteilen, ist hier der falsche Weg. Es geht vor allen Dingen auch um das Miteinander: Respekt, Fairness und Wertschätzung sind hier genauso gefragt wie Aufmerksamkeit für den Gesprächspartner in der Kommunikation. Versuchen Sie sich in die Perspektive des Gegenübers hineinzuversetzen, um sein Handeln besser nachvollziehen zu können. Fehler im ersten Schritt zu erkennen und im zweiten Schritt auch offen zugeben zu können, sollte Teil der Kultur sämtlicher Unternehmen werden. Nur so kann Innovation anstelle von Stillstand gefördert werden.

Ihre Elena

 

https://www.capital.de/karriere/neue-fehlerkultur-mit-achtsamkeit-zum-unternehmenserfolg

https://www.welt.de/wirtschaft/bilanz/article178370014/Unternehmensfuehrung-Deutschland-braucht-eine-neue-Fehlerkultur.html

Bildquelle: https://www.shutterstock.com/de 


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Über den Author
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Elena Ostkamp
Hey, ich bin Elena! Seit 2015 beschäftige ich mich mit allem, was Kommunikation und Medien angeht: Angefangen hat es mit einem Praktikum in Südafrika bei einem Hörfunksender. Das zeigte mir, dass Medien für mich der richtige Weg sind. Mein anschließendes Bachelorstudium „Medienkommunikation & Journalismus“ habe ich mit Praktika im Journalismus ...
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